In eigener Sache
oder
Ungerecht
„Susanne Fuß“, der Lektor spricht,
„der Name, der verkauft sich nicht.
Willst du den Leser an dich binden,
dann müssen wir was Bessres finden.
Zu gegenständlich ist gefährlich.
Und dann noch ‚Fuß‘, jetzt einmal ehrlich
Zu bodenständig, ungalant:
Ich mein, das liegt doch auf der Hand!“
Ich nicke kurz und halte still,
mach alles, was der Lektor will.
Doch insgeheim da denk ich: Nee!
Warum darf das denn Juli Zeh!
Die Kugel ins Rollen gebracht
Angeregt durch den Lyrikwettbewerb „Wachtberger Kugel“ schreibe ich seit einigen Jahren komische Lyrik. Gemeinsam mit meiner Autorenkollegin Monika Clever konzipiere ich Lyriklesungen in Dialogform. Als die ‚Reimemachefrauen‘ berichten wir über die Kehrseiten des Lebens:
Pechvogel
Der Schluckspecht und der Pleitegeier,
Die schmissen einst ne große Feier,
Zu der auch eingeladen war
Der Schmutzfink mit dem Grauen Star.
Die Rabenmutter, die gern kam,
Die trug den Grünschnabel im Arm.
Damit sie was zu essen hatten
Gab es zehn Ohrwürmer auf Platten.
Die Einladung zum großen Fest
die dumme Gans verstreichen lässt.
Die schöne Feier sie verpennte,
Sie hielt die Meldung für ne Ente.
Nach Vorbildern braucht man nicht lange zu suchen. Ringelnatz, Tucholsky, Kästner, Erhardt, Maar, Gernhardt… Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Namen fallen mir ein und ich muss feststellen, was für eine große Tradition die komische Lyrik in Deutschland hat. Die Liebe zum Gedicht in Reimform lässt nicht los:
Poeto-logisch
Wenn zwei sich aufeinander reimen,
Im gleichen Takt zu schreiten scheinen,
Der Vernunft kaum Glauben schenken,
sich kreuzen, paaren und verschränken,
Dann können daraus leicht entstehen
So manch erstaunliche Vers-Ehen.
Punktlandung
Der wunde Punkt bereut ganz klar,
dass er vormals springend war.
Weil er sich nicht auf Zeichen setzte,
So kam es, dass er sich verletzte.
Hätt‘ er‘s doch nicht so wild getrieben,
Wär bloß ein Standpunkt er geblieben!