Dieser kurze Text entstand für eine weitere Publikation zum Thema Buch und das Verhältnis von Autor zu Text
Meine ersten Geschichten erzählte ich in Bildern. Da sich der Einstieg als Außenseiter in die Filmbranche als unmöglich erwies, begann ich, zunächst eher unfreiwillig, statt Drehbüchern Romane zu schreiben. Ich begebe mich damit auf einen Weg, der weg führt von unserer vorherrschenden Bildkultur, einer Kultur in der Buch, Text und Sprache von der Macht der Bilder immer mehr an den Rand gedrängt werden. Ich gehe den Weg zurück vom bunten, digitalen Geflimmer hin zum Buch in schwarz-weiß, von Pixel zu Holz.
Zur Zeit schreibe ich eine Romanfassung eines meiner Drehbücher und kämpfe darum, dass tausend Worte wenigstes so viel sagen wie ein Bild. Es ist ein einsames Geschäft, schließlich steht kein Stab an Kameraleuten, Technikern und Schauspielern hinter mir, um die Gedanken Fleisch werden zu lassen. Der Autor muss als alleiniger Schöpfer seines Universums alles selber machen. Dabei darf der Leser seine Existenz als Schöpfer noch nicht einmal wahrnehmen, sonst wirkt die Geschichte schnell konstruiert. Und so sehr man sich den Deus ex machina im wirklichen Leben manchmal wünschen mag, in der Fiktion ist er tabu. Ich muss als Autor zumindest so tun, als würde ich mich aus allem raushalten.
Zur Gestaltung meines Universums bleibt mir allein das Werkzeug der Sprache. Das ist anstrengend für mich wie für den Leser; ich muss die richtigen Worte finden, um Bilder und Stimmungen zu beschreiben und der Leser muss bereit sein, seine Phantasie zu bemühen und sein eigenes Kopfkino in Gang zu setzen. Jeder Leser erschafft während der Lektüre die Geschichte ein Stück weit neu, indem er sie um seine Erfahrungen und Vorstellungen ergänzt. Nicht zwei Leser werden das genau gleiche Lektüreerlebnis haben. Darin liegt auch für mich als Autor eine besondere Faszination.
In der Hoffnung, dass sich nicht jedermann mit der passiven Zuschauerrolle begnügt, sondern Neugierige der Einladung des Buches auf eine mitzugestaltende Phantasiereise folgen, klopfe ich auf Holz. So wäre ich als Schöpfer meiner Geschichte am Ende doch nicht ganz allein. Wenn alles gut läuft, finde ich in meinem Leser einen Mitstreiter und Weggefährten.
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